Meerschweinchen
Gruppen
Bock - Weibchen
Kastrate - Frühkastrate
Die Schweinegesellschaft:
Die Haltung von gemischten Gruppen "Kastrat(e) mit Weibchen" ist am einfachsten und am sichersten. Trennungen, Neuvergesellschaftungen oder Umzüge in andere Umgebungen mögen Meeris allerdings meist garnicht, wenn sie mal erwachsen sind.
Meerschweinchenböcke gehen bis zu drei Bindungen zu anderen Weibchen ein, meist haben sie aber nur ein Lieblingsweibchen. Da genauso viel Buben wie Weibchen geboren werden, müssen die übrigen Männchen in kleinen Boygroups gehalten werden, was die ersten Monate elementar wichtig ist für eine optimale friedliche Sozialisierung. Diese Böcke oder Kastrate kann man später sehr gut in Boygroups oder Gemischtgruppen halten. Viele Böckchen aus Massenzuchten werden meist noch sehr früh, in viel zu grossen Gruppen gehortet und haben da zeitlich keine Möglichkeit Bindungen aufzubauen oder werden frühkastriert in überbesetzter Weibchengesellschaft belassen. Diese Böcke werden später kaum Gesellschaftsfähig und man kann sie nur in ebensolcher Weibchen-Massenhaltung unterbringen. Sie akzeptieren keine anderen Böcke und kümmern sich auch nicht um Weibchen, an denen sie selber kein Interesse haben.
Weibchen unter sich, bzw. zuviele Weibchen in einer Gruppe sollten nicht zusammen gehalten werden. Diese Art von Haltung ist eigentlich unnatürlich und wurde zum Zwecke der Massenzucht betrieben, bei der die Fertilität wichtiger war, als der soziale Familienverband. Es gibt in Weibchengruppen keine wirkliche Harmonie und keine grossen Freundschaften untereinander. Die Weibchen werden in diesen Gruppen manchmal unsozial, sehr dominant oder sehr unterwürfig, moppen sich, und akzeptieren keine neuen fremden Meeri, egal ob männlich/kastriert oder weiblich. Ebenso passiert dies häufig bei nur paarweiser Haltung von einem unterwürfigen Kastrat mit nur einem Weibchen.
Natürlich, optimal und erstrebenswert ist:
Eine Gruppe mit mehreren Böcke/Kastrate oder mehrere gut sozialisierte Kastrate mit je 1 bis 3 Weibchen.
Böckchengruppe:
Böcke können auch zusammen gehalten werden. Bei Aufzucht in Kleingruppen von 2 oder 4 Böckchen oder jeweils mit einem älteren Bock, können sie ungestört eine Freundschaft und soziale Bindung zu einem männlichen Partner aufbauen. Diese Bindungsphase sollte unverändert mindestens 3 Monate sein. So werden diese lebenslang auch mit anderen Böcke innige Beziehungen aufbauen. Sie haben gelernt mit konkurrierenden Böcken umzugehen und diese zu akzeptieren. Sie werden sich arrangieren und niemals grössere Verletzungen zufügen. Oft haben sie einen besten Freund, später sogar auch in Gemischtgruppen. In grösseren Bockgruppen ab 8 Tieren, gibt es kaum mehr Probleme bei Neuvergesellschaftungen. Meist hängen Böcke mehr aneinander als irgendeine andere Geschlechterkonstellation. Neulinge, die noch nach der Mutter riechen, sollten nicht in eine bestehende Böckchengruppe gesetzt werden. Zu zwei Böckchen sollte man lieber kein drittes Böckchen hinzusetzen, da dieses jeder von Beiden "besitzen" möchte. Man sollte zu zwei älteren immer gleichzeitig zwei Kleine hinzusetzen, damit sich "zwei" Freundschafts-Paare bilden. Das Gehege oder der Freilauf für junge Böckchenpaare sollte übersichtlich und nicht über mehrere "Ecken und Etagen" sein. Eine räumliche Trennung durch zu kleine Häuser und Verstecke führt zu Streit. Doppelstockkäfige ebenfalls. Sie sollten immer alles gemeinsam machen z.B Ausflüge oder futtern am gemeinsamen großen Napf. Die Böcke nicht für längere Kuschelzeiten von den anderen trennen. Sie werden auch eifersüchtig, wenn ihr Partner "mit dem Mensch fremdgeht". Zuchtböcke, die einige Monate in reiner Böckchengruppe aufwachsen, werden später zu Weibchen oder Jungtieren weniger aufdringlich sein und werden von Weibchen eher respektiert und angenommen, als nur von Weibchen sozialisierte Böcke oder Frühkastrate.
Bock oder Weibchen:
Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Böcke sind meist einfacher im Umgang. Sie sind neugieriger, mutiger und unternehmungslustig. Böckchen, die sehr früh kastriert wurden und Weibchen sind anfangs zurückhaltender und ängstlicher. Frühkastrate verhalten sich oft wie Pseudo-Weibchen, wenn sie dann aber in Weibchengesellschaft kommen, werden sie sogar unkastrierte Böcke dominieren. Nichts ist langweiliger als "Weibchen", die "nichts unternehmen wollen".
Sie sind meist auch nicht so an innigen Kontakten interessiert. Weder zu ihren Artgenossen noch zum Mensch. Böcke werden schneller zahm und kuscheln untereinander mehr und häufiger.
Streitigkeiten:
Völlig unabhängig vom Geschlecht kann es zu Streitereien kommen, durch zu wenig Verstecke und Lieblingsplätze, oder wegen mangelhafter Fütterung, schlechte unsaubere Haltung oder durch ein neues Gehege. Weibchen streiten sich bei zu wenig Platz oder wenn sie gestresst sind. Böcke streiten sich bei zuviel Areal und räumlicher Trennung oder um Weibchen. Ebenso kommt Streit bei Meerschweinchen durch häufige "Störung" durch Kinder oder ein unruhiger Standplatz vor. Ein gemeinsames grosses Versteck, ausreichend Futter und viel Ruhe und Zeit "füreinander", ist sehr wichtig für die harmonische Meerigesellschaft, besonders am Anfang einer Neuvergesellschaftung. Kleinere Streitigkeiten, wie kurze Drohgebärden mit den Zähnen und kurzes Verjagen ist normal. In Gemischtgruppen mit abwechslungsreichem großen Gehege kommen Konfrontationen seltener vor, man kann sich besser aus den Weg gehen. Zwei von Ihnen in einer Transportbox oder in einem kleineren Gehege könnten sich aber evtl. sofort beissen, wenn sie in der Gruppe keine intensivere Bindung zueinander hatten. Damit Meerschweinchen gut sozialisiert werden, müssen diese deshalb auch in der Aufzuchtphase gute Lebensbedingungnen haben.
Sozialverhalten:
Die Sozialisierung fängt bei Meeris bereits schon in den ersten Tagen an, es sind keine hilflosen Babys, sondern voll entwickelte Kinder, die rumlaufen, manchmal nerven und mit anderen Meeris bereits Konflikte austragen müssen. Die Mutter wird zwar kommen wenn eines ruft, aber wehrt sich auch gegen zuviel Gedränge. Die Geschwister untereinander rangeln um den Platz bei Mutter und auch am Futternapf wird häufig geschubst und gedrängelt. Die Mutter vertreibt ihre Jungen ab etwa 4 Wochen immer häufiger. Kleine Würfe und Einzelkinder dürfen oftmals noch länger bei der Mutter unterschlüpfen und kuscheln. Wenn die Jungen dann kaum mehr eine Bindung zur Mutter haben, suchen sie ihre Bindungen zueinander oder zu anderen Erwachsenen Mitbewohnern.
Es kann vorkommen, dass ein altes Meeri, das schwächer oder krank geworden ist, plötzlich immer wieder von seinem Partnertier weggebissen wird. Es verhält und riecht evtl. anders, sodass es befremdlich ist. Unverträglichkeiten können auch zwischen Weibchen und Männchen vorkommen, entweder ist der Bock zu aufdringlich oder das Weibchen sehr "ruhebedürftig". Phasenweise sehr unverträgliche Weibchen, gibt es auch, insbesondere direkt nach Aufzucht von Nachwuchs oder falls sie aus einer reinen Weibchengruppe kommen oder nur unterwürfige Frühkastrate kennen.
Vergesellschaftung:
Bei Neu-Vergesellschaftung sollte bei älteren Meeris, die vorherige Lebensweise und Haltungsart berücksichtigt werden. Große Veränderungen führen zu Stress und dadurch auch zu Streit.
Beim Erstkontakt von erwachsenen Männchen oder/und Weibchen kann es auch zu Kämpfen kommen. Vor dem Zusammensetzen sollten sie sich ein Tablett, große Pappe oder ähnliches zum Trennen bereitlegen. Sollten zwei Meeris vermehrt mit den Zähnen klappern, fauchen und sich (gleich) anspringen, müssen sie sofort getrennt werden. Niemals mit den Händen ein kampfbereites Meeri "angreifen" um es herauszuholen. Warten sie nach der Trennung aufjedenfall solange, bis sich die Meeris wieder beruhigt haben und es sie als Mensch bewusst wahrnehmen kann. Im Falle, dass die Aggression zwischen den Meeris nicht zu groß ist, kann man ihnen, durch getrenntes Gehege nebeneinander, Zeit zum Kennenlernen geben. Die Abteile sollten aber so groß sein, dass sie Sichtkontakt vermeiden können. Oft wird eine Vergesellschaftung mit einem neuem Meeri gemacht, dabei ist zu beachten, dass das neue Tier noch verunsichert und gestresst ist und deshalb auch erstmal aus Angst beisst oder sich beissen lässt, da es im neuen Gehege auch noch nicht weiss wohin es ausweichen könnte. Man sollte diesem erstmal eine separate Eingewöhnungszeit geben und die zusätzliche Möglichkeit, das neue gemeinsame Gehege und Verstecke kennenzulernen, indem man vorher die anderen Bewohner herausnimmt. Viel Heu und Grünfutter macht die Meeris glücklich und tatsächlich auch verträglicher. Fremde Jungtiere werden von älteren Böcken gut angenommen und meist erstmal stürmisch erobert und "beworben". Erwachsene Weibchen sind von Neulingen meist nicht erfreut, es wird häufig weggebissen oder der Kontakt wird erstmal gemieden. Ein ängstliches Weibchen, kann lange Zeit gejagt und "gemobbt" werden. Dies passiert häufig in reinen Weibchengruppen, da kein Bock oder Kastrat die soziale Schutzfunktion übernimmt. Das heisst neue Jungtiere oder Weibchen halten sich gerne in der Nähe von dem Bock auf, die anderen halten sich fern und fangen erst garkein Streit an. Weibchen leben meist nebeneinander her und möchten von anderen Artgenossen eher in Ruhe gelassen werden. Selbst Mutter und Töchter, die anfangs noch harmonisch zusammen gelegen haben, werden später mal Distanz wahren. In einem neuen Gehege können Weibchen sich, obwohl sie lange Jahre verträglich waren plötzlich heftig angreifen. Problematisch sind auch dominant gewordene Weibchen, die zuvor mit einem schüchternen Kastrat zusammen waren. Ein neuer Kastrat in einer Gruppe muss sich erstmal behaupten und "zeigen" dass er mutig ist. Normalerweise werden die Weibchen immer ihrem erkundungsfreudigen Bock hinterherlaufen, wenn es zum Ausflug geht. Zusammenliegen und Kuscheln ist bei erwachsenen Meeris eher selten und kommt meist nur bei Böcken, grosser Kälte oder kleinen Angstsituationen vor.
Gross- oder Kleingruppe
Meerschweinchen können in Grossgruppen mit Weibchen und mehreren Kastraten zusammenleben. Es bilden sich Untergruppen, Paare und auch Einzelgänger, die in "loser offener Gemeinschaft" leben. Alle Kastrate sollten die ersten Monate in einer kleinen Böckchen WG gelebt haben. In den meisten Fällen sind Meeris in Grossgruppen scheuer und können schwerer herausgenommen werden. Man bemerkt evtl. Krankheiten oder Verletzungen dadurch erst spät. Die Behandlung von Parasiten ist ebenfalls problematischer.
Aussenhaltung
Draussen mit viel Platz fühlen sich Meeris sehr wohl. Allerdings muss in der Sommerhitze ausreichend Schutz vorhanden sein und im Winter ist bei Minus-Temperaturen für ausreichend Wärmezufuhr zu sorgen. Sie brauchen aufjedenfall einen frostfreien, trockenen Rückzugsort. Meeris haben keine Unterfell, keine behaarten Füsse wie Kaninchen und bekommen auch kein Winterfell. Sie können sich keine Nester bauen wie Mäuse oder Ratten und sie graben keine kuschelweichen Höhlen wie Kaninchen. Alle bei uns heimischen Kleintiere sind kaum im Winter zu sehen. Sie verlassen nur kurz ihre geschützen Höhlen und Nester um zu trinken oder etwas Futter aufzunehmen. Handelsübliche Aussenställe sind auch bei zusätzlicher Isolierung nicht frostsicher. Zudem sind sie dunkel und es entsteht eine hohe Luftfeuchtigkeit im Inneren. Junge Meeris halten zwar auch Frost und Hitze aus, aber die Krankheitsanfälligkeit steigt. Meeris ab einem Alter von 4 Jahren oder erkrankte Meeris sollten bei extremen Aussentemperaturen nicht mehr draussen gehalten werden.
Immer wieder gerate ich an Interessenten, die Ängste und Bedenken bei der Vergesellschaftung haben. Leider kann ich die Probleme häufig nicht nachvollziehen. Aufjedenfall sind sie "hausgemacht", weil viele Ratgeber nach ihren Vorstellungen und zu ihren Gunsten, falsche Informationen verbreiten, die für Meeris eher zu Streit, Extrem- oder Dauerstress führen.
Die häufigsten davon sind:
1. Das junge Meeris (nachträglich) einen Erzieher brauchen.
- Eine "autoritäre" Erziehung findet innerhalb einer harmonischen Gruppe mit zuchtreifen und sozialisierten Elterntieren nicht statt.
- Jungtiere sollten solange bei ihrer Mutter bleiben bis sie Kontakt mit Gleichaltrigen oder anderen Mitbewohner eingehen.
- Im Alter von 4 Wochen brauchen Meeris nichts Wichtiges mehr von einem Erwachsenen dazu lernen, ausgewachsene Meeris können genauso auch von Jungtieren lernen.
- Grössere Gruppen mit vielen Jungtieren sind deshalb nicht zu empfehlen, weil sie länger scheu bleiben und unter Stress leiden.
- Junge Böcke, die sich nicht vertragen, können durch einen grösseren Altbock nicht friedlicher gemacht werden.
- Ein erwachsenes Weibchen zusammen mit jungen Weibchen ergibt oft keine harmonische Kombination.
- Alttiere besser vorher eingewöhnen oder gleichzeitig mit neuen Jungtieren besorgen. Dabei kann auch ein erwachsenes Weibchen mit einem jüngeren Kastrat kombiniert werden. Oder wie meist üblich ein erwachsener Kastrat mit Jungtieren.
2. Meeris nicht angefasst werden wollen.
(Dauerstress weil kein entspannter Umgang vorhanden ist)
- Wenn man Meeris falsch fängt, oder es falsch anfasst, mögen sie es natürlich nicht! Wer das liebevoll und gut kann, wird sehr schnell ruhige, angstfreie Meeris haben, die sogar bereitwillig kommen, aufgenommen werden können und nur langsam von der Hand laufen, wenn man sie zurück in den Stall setzt.
- Die Unterkunft sollte anfangs deshalb gut zugänglich und nicht zu gross sein. Käfige und Ställe mit kleinen Türen und grosse Bodengehege machen das Streicheln oder Herausnehmen schwierig. In erhöhten Gehegen sind Meeris weniger scheu.
- Meeris sind anfangs nicht sonderlich zutraulich, also haben alle noch einen ausgeprägten angeborenen Fluchtreflex. Für die spätere Verträglichkeit und Harmonie unter den Meeris, sollten auch die Muttertiere nicht zu zahm sein, sonst haben sie keinerlei Verständniss für die Ängste ihrer Babys. Was diese dann zu Unrecht zu spüren bekommen. Die Mütter sollten ihren Nachwuchs beschützen und vorallem anfangs sich kaum von ihnen entfernen. Das Gehege muss "Babysicher" sein.
- Eine gute Gruppenharmonie kann nicht zwischen ängstlichen und zutraulichen Meeris bestehen. Von alleine werden Meeris zwar auch ruhiger und umgänglicher, aber das kann manchmal Monate dauern und bis dahin gibt es manchmal nicht mehr zu ändernde Disharmonien. Deshalb sollte man ängstliche Neulinge möglichst bald zutraulicher machen.
- Lassen sie sich nicht einreden, das sie ihre Meeris zwangskuscheln würden, wenn diese sich bereitwillig streicheln und kraulen lassen.
- Falls ihr Meeri das wirklich nicht will, hat es einmal schlechte Erfahrungen mit Händen gemacht haben.
- Leider gibt es viele Menschen, die das nicht mehr ändern können oder denen es egal ist. Falls sie keine "zwei linke Hände" haben, wird es jedenfalls kein Problem sein.
- Also jedes "Extrem": weder Kuschelsofa-Meeris noch sehr wilde und scheue Meeris sind optimal, sondern dass "Mittelmaß"
3. Die Haltung von Böcken ist nur was für erfahrene Halter.
- Ich habe viele unkastrierte Buben für die Zucht, die lange Zeit zusammen sitzen und und das sind immer dicke Freunde. Liebe unter Meeri Jungs ist eine normale Sozialvariante, die auch durch vorhandene Umstände in der Natur entsteht. Manch meiner Zuchtböcke, fühlt sich in Gesellschaft mit einem anderen Bock ausgesprochen wohl. Die wollen sich manchmal, wenn sie älter sind, nicht mehr mit zickigen Weibchen rumärgern, sondern bevorzugen andere Böcke als Freund & Partner.
- Bei allen meinen Abgabe Bockgruppen haben sich keine Streitereien entwickelt. Auch wurden Ersatzpartner immer sehr gut angenommen und haben sich gut eingelebt.
- Eine Gruppe Weibchen ohne Kastrat ist genauso kritisch, wie eine Bubengruppe.
Tatsächlich gibt es bei anderen Haltern auch Probleme mit Weibchen, die andere neue Meeris attakieren und mobben oder Schwestern, die sich nur zanken. Probleme bei der Bockhaltung werden auch häufiger wahrgenommen, da reine Weibchenhaltung seltener sind. Zudem kommt bei Weibchen auch erst später im Erwachsenen Alter Streit auf.
- Wenn sich gleichgeschlechtliche Meeris nicht vertragen, stammen sie immer aus Massenzucht, grossen Gruppen und ungeeignetem Gehege, egal ob Bock oder Mädelgruppe. Bei ruhiger Aufzucht, normaler Haltung und Umgang sind sie sehr friedlich.
- Böckchen werden leider oft unter schlechteren Bedingungen gehalten und aufgezogen als Weibchen, da sie leider für viele auch wertloser sind. Das ist auch ein Grund für erlerntes agressives Verhalten. Sie bekommen weniger gutes Futter und Zuwendung. (In Zooläden waren z.B. Bubengehege voll besetzt und stark verschmutzt, während die sauberen Weibchengehege meistens schwach besetzt oder leer stehen.)
4. Eine Kastration ruhiger und verträglicher macht
- Eine OP ist für ein Meeri ein sehr aufregendes und stressiges Erlebnis, das führt manchmal auch kurz zu einem "Dämpfer". Es gibt aber keine Änderung der wilden Charakteren.
- Sehr früh kastrierte verhalten sich sehr lange oder dauerhaft eher scheu und unsicher, etwa genauso wie zwei Weibchen. Sie streiten sich dann auch in Stress-Situationen.
- Ein erhöhte Aggression entsteht bei Tieren durch Stress. Eine Kastration wirkt sich negativ aus, bzw. verschlimmert das Verhalten noch. (Ein Mangel an Sexualhormonen erhöht automatisch die Produktion von Stresshormon Cortisol)
- Die Ursachen von Aggressionen werden durch eine Kastration nicht beseitigt. (Angstaggression, Territoriale Aggressionen bei grossen Gehegen, Streit wegen kleiner Häuser, Eifersucht in 3er Konstellation etc.)
- Eine Kastration sollte vorzugsweise später stattfinden. Mit zunehmenden Alter sind die Meeris dann nicht durch Stresshormone in ihrer Entwicklung gebremst.
- Testosteron und Oxytocin wirken als Stresspuffer und Bindungshormon. Sie sind für eine optimale soziale Entwicklung wichtig.
5. Glückliche Meeris brauchen viel Platz zum Bewegen
(Stress wenn die Meeris scheu oder noch klein sind)
- Das Gehege sollte mit der Grösse und Anzahl der Meeris wachsen. Anfangs verunsichert es die Meeris eher, vorallem wenn kaum Schutz und Unterschlüpfe vorhanden sind.
- Manche Meerschweinchen, am häufigsten Jungtiere und Böcke, möchten gerne popcornen und rumrennen. Das machen nicht alle gleich häufig. Manche nur aus Freude bei Fütterungen oder wenn Auslauf gewährt wird. Eigentlich verbringen sie die meiste Zeit wie Schafe mit Dösen und Fressen. Wenn dies reichlich vorhanden ist, wird sich kaum bewegt. Der Bewegungstrieb ist also nicht sonderlich ausgeprägt und hat zwei Hauptgründe: Futtern und Flucht.
- In erster Linie sind Meeris glücklich, wenn sie ein sauberen Stall, ein paar Freunde, gemütliche Kuschelecken und mehrmals täglich leckeres Futter bekommen.... wenn dies nicht vorhanden ist, hilft auch das grösste langweilige Gehege nix.
6. Meeris je 1qm brauchen um friedlich zusammen zu leben
- Also wenn 2 Meeris sich auf 1qm sich nicht gut vertragen, dann kann natürlich eine 2qm "leere Kampfarena" eine Hilfe sein, damit sie sich kaum was antun können. Aber sozialisierte Meeris verhalten sich anders. Bei 0,5qm pro Tier gibt es noch lange keinen Streit wegen Platzmangel.
- Sie müssen die Möglichkeiten haben sich untereinander zu arrangieren, also zusammenrücken, teilen, warten, nachgeben. Das klappt gut, wenn Verstecke und Futterschüsseln gross genug sind. Und auch reichlich Futter angeboten wird.
- Wenn nur kleine Verstecke, wo nur einer reinpasst vorhanden sind, wird es auch bei riesiger Freifläche Streit geben. Ich weiss nicht warum Menschen immer automatisch denken, dass wenn jeder sein eigenes Häuschen, sein Näpfchen, seinen Bereich hat, es Streit verhindert. Das Gegenteil ist der Fall. Alles sollte immer gleichzeitig von mindestens 2 genutzt werden können.
7. Meerschweinchen sind nur Beobachtungstiere
- Ich find es traurig, wenn ich NUR-Einstreu und Fleecegehege sehe, OpenSky - Beobachtungsgehege, wo die winzigen Verstecke ordentlich an den Rand und in die Ecken gestellt wurden... der Mensch als Beobachtungräuber!, jammernd... weil die Meeris sich nicht raustrauen und sich ewig nicht eingewöhnen und die obersten Etagen nicht genutzt werden. Es ist ein Gehusche von Versteck zu Versteck, wobei dort kein Platz für zwei geboten wird. Wie sollen die denn da zusammenleben können? Und warum gibt es immer nur eine Handvoll Heu in Raufen, wo man sich doch so gut unter einen Berg davon gemeinsam verstecken, futtern und kuscheln könnte.
- Viel HEU und Verstecke machen die Meeris froh, glücklich und verträglich und dann wird man sie auch zu sehen bekommen....
8. Vergesellschaftung Weibchen
- Junge Weibchen am besten immer zu einem Kastrat oder zu älteren friedlichen Weibchen.
- Sehr dominante Weibchen nicht mit sehr ängstlichen Weibchen zusammen setzen.
- Generell haben Weibchen untereinander keine intensive stabile Bindung. Bei jedem Stress, Änderungen in der Haltung, Umzug oder im Alter kann es plötzlich zu heftigen Streit kommen.
9. Vergesellschaftung Böcke
- Zwei bis Vier junge Böckchen zusammen gross werden lassen.
- Keinen dominanten "Erzieherbock" dazu setzen, wenn dann sollte er das erste halbe Jahr in einer kleinen Boygroup gelebt haben.
- Böckchen ab 5 Wochen frühkastrieren und in Boygroup integrieren (Kommt oder bleibt er längere Zeit als einzigster Bock bei Weibchen, kann er nicht mehr in eine Boygroup).
- Zwei ältere Böcke (ab 9 Monate) mit zwei Jungböckchen vergesellschaften.
- Ältere Böcke bis etwa 3 Jahre kastrieren und mit Weibchen halten und ab 3 Jahren mit Frühkastrat(en) vergesellschaften.
10. Vergesellschaftung generell
- Nicht in fremden Gehege oder Umgebung vergesellschaften.
- Das Mitbringen und erst beschnuppern auf neutralen Boden, hat keinen grossen Sinn, denn es garantiert keine Verträglichkeit in völlig anderer Umgebung.
- Erwachsene Meeris erst separat eingewöhnen und mit den getrennten Meeris täglich ein Gehegetausch machen.
- Ausreichend offene Höhlen, Unterstände und Heu beim ersten Treffen anbieten.
- 3 Minuten nach dem Zusammen setzen, ein Berg voll Grünfutter (am besten Gras) reinlegen.
- Falls die Meeris sich beissen wollen, wieder trennen und eine Woche später wieder erneut versuchen.
- Meeris aus grossen ängstlichen Gruppen, sind "rauher" im Umgang. Meeris aus kleinen Gruppen haben eher intensive Bindungen.
- Keine Grossgruppen mit ausschließlich oder vielen Jungtieren.
- Verhältniss Weibchen zu Kastrat max 3:1. Weitere Weibchen haben sonst keine Bindung zu dem Kastrat und werden oft zum Ärgernis in der Gruppe.
- Junge Weibchen am besten immer zu einem Kastrat oder zu älteren friedlichen Weibchen.
- Sehr dominante Weibchen nicht mit sehr ängstlichen Weibchen zusammen setzen.
- Generell haben Weibchen untereinander keine intensive stabile Bindung. Bei jedem Stress, Änderungen in der Haltung, Umzug oder im Alter kann es plötzlich zu heftigen Streit kommen.
9. Vergesellschaftung Böcke
- Zwei bis Vier junge Böckchen zusammen gross werden lassen.
- Keinen dominanten "Erzieherbock" dazu setzen, wenn dann sollte er das erste halbe Jahr in einer kleinen Boygroup gelebt haben.
- Böckchen ab 5 Wochen frühkastrieren und in Boygroup integrieren (Kommt oder bleibt er längere Zeit als einzigster Bock bei Weibchen, kann er nicht mehr in eine Boygroup).
- Zwei ältere Böcke (ab 9 Monate) mit zwei Jungböckchen vergesellschaften.
- Ältere Böcke bis etwa 3 Jahre kastrieren und mit Weibchen halten und ab 3 Jahren mit Frühkastrat(en) vergesellschaften.
10. Vergesellschaftung generell
- Nicht in fremden Gehege oder Umgebung vergesellschaften.
- Das Mitbringen und erst beschnuppern auf neutralen Boden, hat keinen grossen Sinn, denn es garantiert keine Verträglichkeit in völlig anderer Umgebung.
- Erwachsene Meeris erst separat eingewöhnen und mit den getrennten Meeris täglich ein Gehegetausch machen.
- Ausreichend offene Höhlen, Unterstände und Heu beim ersten Treffen anbieten.
- 3 Minuten nach dem Zusammen setzen, ein Berg voll Grünfutter (am besten Gras) reinlegen.
- Falls die Meeris sich beissen wollen, wieder trennen und eine Woche später wieder erneut versuchen.
- Meeris aus grossen ängstlichen Gruppen, sind "rauher" im Umgang. Meeris aus kleinen Gruppen haben eher intensive Bindungen.
- Keine Grossgruppen mit ausschließlich oder vielen Jungtieren.
- Verhältniss Weibchen zu Kastrat max 3:1. Weitere Weibchen haben sonst keine Bindung zu dem Kastrat und werden oft zum Ärgernis in der Gruppe.
REPRODUKTIONSZAHL
Würde man ein Pärchen zusammen setzen und alle geborenen Weibchen in der Gruppe belassen, kommen innerhalb eines Jahres etwa 20 Würfe. Vorrausgesetzt, dass alle Weibchen keine Pause haben, mit 6 Wochen schon gedeckt werden und keinerlei Fehlwürfe bekommen. Das erste Weibchen wirft 4x, die ersten Töchter 3x usw... Bei einer durchschnittlichen Wurfgrösse von 3,3 Babys wären es nach einem Jahr etwa 70 Meerschweinchen. Dies ist die "Theorie" unter beengten Platzverhältnissen. Unter optimalen Platz-Bedingung, werden Weibchen erst später gedeckt bzw. machen von sich aus auch Zuchtpausen.
FRÜHKASTRATE
Sind Böckchen, deren Hoden noch im Abstieg entfernt wurde. Das kann etwa bis zur 7. Woche sein. Der optimale Zeitraum ist im Alter zw. 5 und 6 Wochen, ab dem man die Hoden bereits fühlen kann. Das Gewicht sollte dann mindestens 350g betragen.
Zeitpunkt Frühkastration:
Leider setzen viele Züchter ihre jungen Böckchen viel zu früh von der Mutter weg, sobald sie Rumbrommseln oder spielerische Deckversuche machen. Das kann schon im Alter von 1 bis 2 Wochen passieren. Viele werden schon zw. 3 und 4 Wochen von der Mutter getrennt oder sogar mit 2,5 Wochen früh kastriert, sehr zum Leidwesen junger Babyböcke, für die eine stundenlange Trennung von der Mutter nicht gut ist. Auch das Böckchen mit 250g spätestens kastriert werden müssen, ist ein Mythos. Tierschützer machen da sehr viel Panik, obwohl sie selber am wenigsten Erfahrungen haben, wann Jungtiere wirklich zeugungsfähig werden, da sie ja selber immer alles spätestens mit 4 Wochen kastrieren lassen. Für Züchter hat das sehr frühe kastrieren auch den Vorteil, das die Böckchen mit 4 Wochen schon verkauft werden können.
Gerüchte das Böckchen mit 3 Wochen ihre Mutter gedeckt haben sollen, können deshalb auch nicht wahr sein, da Weibchen einen Zyklus von 14 bis 19 Tagen haben. Also 3 Wochen nach der Geburt ist die Mutter nicht brünstig und nicht aufnahmefähig. Es scheint so zu sein, dass manche Menschen, nicht rechnen können und sich mit Alter, Zyklus und Geburtstermine vertun, oder nicht ehrlich sind und den Vater der jungen zu spät von der Mutter getrennt haben.
Aus medizinischer Sicht ist eine Geschlechtsreife in diesem Alter überhaupt nicht möglich. Die Hoden sind erst ab der fünften Woche deutlich fühlbar und der Abstieg ist erst einige Wochen später abgeschlossen. Dies deckt sich auch mit Untersuchungen in denen 100fach junge Böckchen mit Weibchen aufwuchsen und alle frühestens mit 75 Tagen zeugungsfähig waren (Norbert Sachser).
Ich selber habe in den letzen 40 Jahren fast 1000 Böckchen aufgezogen, alle waren unkastriert 4 bis 6 Wochen bei Mutter und anderen Weibchen. Ich kenne keinen Fall, wo einer meiner Böckchen vor der 10ten Woche zeugungsfähig war oder wo die Hoden schon vor der 5ten Woche fühlbar gewesen sind, geschweige denn schon komplett abgestiegen waren. Die Festlegung ob es sich um ein Frühkastrat handelt oder nicht, liegt bei meiner Tierärztin. Es haben auch propere Buben mit einem Gewicht von 400g und einem Alter von 4 Wochen noch keine fühlbaren Hoden. Das Gewicht spielt bei der Geschlechtsentwicklung auch keine Rolle.
KASTRATIONSFRIST
Sollen später kastrierte Männchen mit Weibchen vergesellschaftet werden, gilt eine Frist von 6 Wochen bis sie zusammen können. Bei Böcken die direkt nach der Kastration wieder in ihre Gruppe mit zwei oder mehr jungen Weibchen zusammen leben und die sexuell aktiv sind, beträgt die Frist mindestens 4 Wochen.
Sind Böckchen, deren Hoden noch im Abstieg entfernt wurde. Das kann etwa bis zur 7. Woche sein. Der optimale Zeitraum ist im Alter zw. 5 und 6 Wochen, ab dem man die Hoden bereits fühlen kann. Das Gewicht sollte dann mindestens 350g betragen.
Zeitpunkt Frühkastration:
Leider setzen viele Züchter ihre jungen Böckchen viel zu früh von der Mutter weg, sobald sie Rumbrommseln oder spielerische Deckversuche machen. Das kann schon im Alter von 1 bis 2 Wochen passieren. Viele werden schon zw. 3 und 4 Wochen von der Mutter getrennt oder sogar mit 2,5 Wochen früh kastriert, sehr zum Leidwesen junger Babyböcke, für die eine stundenlange Trennung von der Mutter nicht gut ist. Auch das Böckchen mit 250g spätestens kastriert werden müssen, ist ein Mythos. Tierschützer machen da sehr viel Panik, obwohl sie selber am wenigsten Erfahrungen haben, wann Jungtiere wirklich zeugungsfähig werden, da sie ja selber immer alles spätestens mit 4 Wochen kastrieren lassen. Für Züchter hat das sehr frühe kastrieren auch den Vorteil, das die Böckchen mit 4 Wochen schon verkauft werden können.
Gerüchte das Böckchen mit 3 Wochen ihre Mutter gedeckt haben sollen, können deshalb auch nicht wahr sein, da Weibchen einen Zyklus von 14 bis 19 Tagen haben. Also 3 Wochen nach der Geburt ist die Mutter nicht brünstig und nicht aufnahmefähig. Es scheint so zu sein, dass manche Menschen, nicht rechnen können und sich mit Alter, Zyklus und Geburtstermine vertun, oder nicht ehrlich sind und den Vater der jungen zu spät von der Mutter getrennt haben.
Aus medizinischer Sicht ist eine Geschlechtsreife in diesem Alter überhaupt nicht möglich. Die Hoden sind erst ab der fünften Woche deutlich fühlbar und der Abstieg ist erst einige Wochen später abgeschlossen. Dies deckt sich auch mit Untersuchungen in denen 100fach junge Böckchen mit Weibchen aufwuchsen und alle frühestens mit 75 Tagen zeugungsfähig waren (Norbert Sachser).
Ich selber habe in den letzen 40 Jahren fast 1000 Böckchen aufgezogen, alle waren unkastriert 4 bis 6 Wochen bei Mutter und anderen Weibchen. Ich kenne keinen Fall, wo einer meiner Böckchen vor der 10ten Woche zeugungsfähig war oder wo die Hoden schon vor der 5ten Woche fühlbar gewesen sind, geschweige denn schon komplett abgestiegen waren. Die Festlegung ob es sich um ein Frühkastrat handelt oder nicht, liegt bei meiner Tierärztin. Es haben auch propere Buben mit einem Gewicht von 400g und einem Alter von 4 Wochen noch keine fühlbaren Hoden. Das Gewicht spielt bei der Geschlechtsentwicklung auch keine Rolle.
KASTRATIONSFRIST
Sollen später kastrierte Männchen mit Weibchen vergesellschaftet werden, gilt eine Frist von 6 Wochen bis sie zusammen können. Bei Böcken die direkt nach der Kastration wieder in ihre Gruppe mit zwei oder mehr jungen Weibchen zusammen leben und die sexuell aktiv sind, beträgt die Frist mindestens 4 Wochen.
RANGORDNUNG
Hierarchien gelten bei Meerschweinchen nur für bestimmte Konkurrenzsituationen, z.B. wenn es um einen Platz an einer Futterstelle, an der Tränke, um Fluchtschutz oder ungestörte Ruheplätze geht. Man spricht in dem Fall davon, dass sich ein Meeri in der bestimmten Situation immer dominant oder unterwürfig verhält. Ein Meeri kann am Futternapf gegenüber anderen sehr dominant benehmen, aber dasjenige sein, das häufig seinen Ruheplatz anderen überlässt. Gesamthaft kommt das Konzept einer möglichen Rangfolge für den Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben viel weniger Bedeutung zu, als oft angenommen wird, vor allem dann, wenn es durch ausreichend Plätze und Futter kaum zu Auseinandersetzungen kommt. Feste Rangfolgen kommen vorallem bei kleineren Tiergruppen vor, die Beute aufsuchen oder teilen müssen, die feste Nester und Brutplätze beanspruchen oder wenn sich nur die Stärksten fortpflanzen dürfen, die dann meist auch die Aufgabe haben die Gruppe vor Angriffen zu schützen. Bei sehr grossen Gruppen ab ca. 20 Individuen, ist eine "Hackordnung" kaum mehr möglich, da sich Tiere diese nicht merken können. Deutlich ist bei Meerschweinchen, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse jeden Einzelnen zu dem jeweiligen dominaten Verhalten führt. So verhalten sich junge Babys am Futternapf gegenüber Erwachsenen sehr dominant, da sie im Wachstum mehr Futter brauchen. Ebenso kämpfen ängstliche Tiere mehr um einen Fluchtplatz. Deutliche Hirachien sind auch nicht unter Böcken zu finden, sie streiten sich zusätzlich noch um Weibchen, oder um eine Bock Partnerschaft. Das geschieht vorallem durch Imponiergehabe. Ein Weibchen, das schon einen Partner hat, wird andere Böcke nicht einfach als neuen Partner akzeptieren. Der neue Verehrer kämpft also dann nicht um jeden Preis um das Weibchen. Neue Gruppentiere haben erstmal noch keine Freunde oder Partner, und sie werden erstmal "als unbekannter Fremder" abgewiesen, der erstmal nicht zu nah kommen darf. In sehr grossen Gruppen werden Neulinge oft garnicht erkannt, insbesondere wenn man ihnen vorher den Stallgeruch aufgetragen hat. Meeris leben also in einem friedlichen Mehrfach-Familienverband, ohne dass zwischen allen eine engere Beziehung oder feste Rangfolge besteht.
SOZIALISIERUNG
Manche Tiere haben Vorteile, wenn sie in Gruppen leben, deswegen arrangieren sie sich untereinander. Meerschweinchen sind Herdentiere, sie zeigen weniger soziale Interaktionen und Bindungsverhalten als Rudeltiere, wie z.B. Hunde.
Am intensivsten ist die Bindung zw. Mutter und Kindern sowie unter männlichen Tieren. Zwischen Bock und Weibchen entstehen auch Bindungen, aber selten hat ein Bock mehr als zwei feste Liebhaberinen. Die Bindungsstrukturen ist in grösseren Gruppen sehr komplex und unsere domestizierten Meeris sind sehr anpassungsfähig geworden. Hirachien und Sozialstrukturen können, wie bei Pferdeherden nur sehr schwer durchschaut werden. Es ist eine bunte Gemeinschaft und es bilden sich darin immer kleine Untergruppen, Paare und auch Einzelgänger. Eine Gruppe lebt, das heisst es gibt in einer bestehenden Gruppe im Laufe der Zeit auch Änderungen, manche Tiere werden weniger aktiv und andere widerum werden mutiger und aktiver.
In der Zoologie gelten Gruppentiere, die mit Artgenossen beiderlei Geschlechts relativ stressfrei auskommen, als sozialisiert. Das heisst nicht, dass es keine heftigen Beissereien gibt, sondern, dass der "Verlierer" trotzdem stressfrei in der Gruppe verbleibt.
Ihr Sozialverhalten erlernen Meeris bereits in den ersten Wochen. Sie können streiten, aber auch beschwichtigen und nachgeben. Das ein junges Meeri die Signale, der anderen nicht kennt, gibt es nicht. Die Signale können oder werden nur noch nicht beachtet. Dem scheuen Meeri wird gedroht, dem Draufgänger ebenfalls. Sehr scheue bzw. sehr übermütige Meeris sind deshalb schwieriger zu integrieren.
Erwachsene Meeris wirken in den meisten Fällen beruhigend und somit trauen sich scheue junge Meeris auch eher was zu unternehmen. Es gibt aber nicht wenig Fälle, da ist das Jungtier neugieriger und unternehmungslustiger als die älteren Meeris, bzw. bringt wieder etwas mehr Leben in eine Gruppe. Erlernen können Meeris von anderen z.B. Rampen hoch und runter zu laufen. Die Selektion des Futters liegt in der Verantwortung des Menschens, Meeris nehmen jederzeit auch mal neues noch unbekanntes Futter zu sich, sogar welches das sie nicht vertragen.
In harmonisch gebildeten Gruppen läßt sich kaum eine Rangordnung feststellen, da alle Tiere untereinander auch mal ausweichen oder Platz gewähren. Keiner soll ein deutliches dominantes oder unterwürfiges Verhalten zeigen. Man kann auch relativ problemlos zwei Gemischtgruppen zusammen führen, wenn beide eine längere Zeit durch ein Abtrenngitter Kontakt hatten.
SOZIALVERHALTEN
Von schlechtem Sozialverhalten spricht man, wenn Meeris mit Artgenossen Machtkämpfe austragen, die beim Verlierer bis zum Tode führen. Das schwächere Meeri zieht sich zurück und frisst nicht mehr. Ein gut sozialisiertes Meeri, verliert lieber einen Machtkampf, bevor es schwer verletzt wird. Es vermeidet Streit und Kämpfe. Dieses Nachgeben, wird in der Aufzuchtphase erlernt.
Unter sehr schlechter Haltung können Meeris untereinander aggressiv und unsozial werden, es gilt der Überlebenstrieb. Bei verbesserter Haltung werden sie langsam wieder friedlicher.
RAPPELPHASEN
In Boygroups, bei denen Böcke sich beissen kenne ich nicht...., es gibt nur selten wilde Momente, wo Gleichaltrige sexuell übereinander herfallen OHNE, dass sie sich weh tun oder verletzen. Ähnlich häufig rappelt es zwischen Weibchen und Kastrat oder zw. Weibchen und Weibchen. Bei Bockpaaren mit Altersunterschied geht es ruhiger zu, da rappelt es meist nur in der Kennenlernphase.
In Gemischtgruppen oder in grossen Boygroups sind Beissereien in der Rappelphase zw. den Böcken/Kastrate nicht auszuschliessen.
Es gibt bei zwei zusammenlebenden Brüdern kaum sexuelle Verhaltensunterschiede, wenn nur einer kastriert wurde. Eine Kastration wird das sexuelle Verhalten nicht vermeiden, im Gegenteil, sehr junge Kastrate sind oft aufdringlicher. In der Regel fangen Böckchen im Alter von 1 bis 2 Wochen mit dem Werbeverhalten an. Eher selten kommt es vor, dass ein Böckchen mit einem Weibchen nichts anzufangen weiß. Manche Böcke werden später mal fauler und träger, oder auch "erfahrener" was zu weniger Werbeverhalten führt.
Ein friedliches Verhalten kann nicht "ankastriert" werden und Aggressionen gegen Artgenossen, werden damit nicht verschwinden. Zu häufig berichten mir Halter, dass Kastrate sich überhaupt nicht vertragen oder sogar die Weibchen beissen. Wichtig ist eine Aufzucht in friedlicher gut versorgter Gruppe mit nicht ständig wechselndem Besatz. Bei Neuvergesellschaftung gibt es immer erst eine Kennenlernphase. Junge Meeris tun sich da leichter als Erwachsene. Meeris sind nicht gern allein, aber erwarten sie nicht, dass das erwachsene Meeri, den völlig Fremden Artgenossen "gleich umarmt" und sofort eine innige Beziehung besteht.
ERZIEHUNG
neuer "Fachbegriff von Profis erstellt" mit dem gerne Herumgeworfen wird. Eine Erziehung gibt es sicherlich im Hunderudel, aber bei Meeris kann man das nicht so nennen.
Was ein "Erzieherschwein" ist, darum wird sich ständig gestritten. Für die einen ist es, alles was älter als 6 Monate ist, und der Partner für ein Jungtier sein soll, für den nächsten sind es dominante Schweine oder Streitschlichter und der Dritte versteht darunter gut sozialisierte Meeris, wobei darüber auch wieder gestritten wird, weil dann zwei oder mehr Erzieher ja automatisch problemlos miteinander auskommen müssten.
Das Wort Erziehung wurde häufig verwendet von Haltern und Züchtern, die keine friedliche Haltung kennen. Für sie ist das Jagen, Mobbing und Beissereien innerhalb einer Gruppe mit Jungtieren etwas Normales oder sogar Notwendiges. Dieses rauhe Sozialverhalten untereinander (wie bei Cuys) bekommt man schlecht weg und überträgt sich leider auch auf Nachzucht und andere Mitbewohner. Ältere Meeris aus Gruppenhaltung sind keine Streitschlichter, die sich einmischen, sondern haben nur eine stressreduzierende Wirkung auf ängstliche neue Jungtiere. In einer sehr grossen Gruppe ab etwa 10 Tieren gibt es auch keinen Chef, der alles "unter Kontrolle" hat. Würde man einige sich völlig fremde aber "bestens sozialisierte" Meeris, die aus Grossgruppen stammen zusammen in ein neues Gehege setzen, gäbe es auch erstmal Streitigkeiten, bis sich alle erstmal eingelebt und gefunden haben.
Erzieherschweine sind bei Züchtern also nichts anderes, als ein erwachsenes Meerschweinchen, dass bisher nicht alleine gelebt hat....
PSEUDOWEIBCHEN
Sind Böcke oder Kastrate, die in Boygroups eher weibliches vermeidenes Sexualverhalten zeigen. Bei Kontakt mit Weibchen zeigt sich aber, dass sie sexuell aktiver und erfolgreicher als die normalen Jungs sind.
PSEUDOMÄNNCHEN
Sind Weibchen die maskulines Sexualverhalten zeigen. Auch ausserhalb der Brünstigkeit brommseln sie und versuchen andere Meerschweinchen zu decken. Ursache sind Stress in der Wachstumsphase oder Eierstockzysten.
VERMENSCHLICHUNG
"Meine Hündin Sarah hat manchmal, vor lauter "sozialer Freude" wenn Besuch kam, und auch nur dann... meine Katzen oder meine anderen Hunde besprungen, die haben sich daran sogar überhaupt nicht gestört. Alle kommentierten dieses aber als dominantes Verhalten. Dabei war sie die Unterwürfigste, die sich immer hat alles wegnehmen lassen und bei Streitigkeiten sofort nachgegeben hat...."
Meerschweinchen verhalten sich nicht so kompliziert, wie Menschen es häufig denken und interpretieren. Sie sind nicht wirklich sozial (wie Menschen es sein können), sie sind nicht absichtlich böse, sie erziehen nicht, kennen kein Lob und keine Strafe und sie kennen auch kein grosses Mitleid. Sie reagieren nur aus momentanen Bedürfnissen, aus Freude, aus Wut, aus Angst. Sie wehren sich nur, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie wollen nicht alleine sein, aber von einer Familienzusammenführung nach langer Trennung halten sie auch nichts. Und sie wissen nicht was Krankheit und Tod ist. Sie denken nicht in Vergangenheit und Zukunft. Sie Leben im Hier und Jetzt und das vorzugsweise ohne Angst und Langeweile.
Boygroup vom Friedgarten
Diese 4 Herzbuben wuchs bei mir 10 Monate gemeinsam in einem 1qm Gehege auf. Sie wurden dann kastriert, in Weibchengruppen verteilt und einzeln verkauft. Sie hingen sehr aneinander, waren immer gemeinsam auf der Wiese. Ich konnte sie auch ohne Probleme in einer kleinen Transportkiste zum Tierarzt bringen. So lieb zueinander sind auch alle meine anderen Bockgruppen. Eine Vierergruppe, die solange bei mir zusammen saß, da sie sich keiner für sie interessierte war schon selten... sie waren halt auch fast gleich aussehend.